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CO2 Ausstoß Plastik vs. Mehrweg

CO2-Ausstoß von Mehrweg

Plastikverpackungen sind nachhaltiger als Mehrweg und die Erde ist eine Scheibe!

Der seit Jahrzehnten steigende Plastikverbrauch hat zahlreiche negative Folgen für Mensch und Umwelt. Ebenfalls seit Jahrzehnten sorgt die Plastikindustrie mit gut organisierter Lobbyarbeit dafür, dass diese Probleme aus dem Blick geraten. Unter den Stichworten Recycling und thermische Verwertung wird die Verwendung von Einwegplastik gelegentlich sogar zur Klimaschutzmaßnahme verklärt. 

Zum Beispiel wenn es darum geht, Kunststoff- und Mehrweglösungen miteinander zu vergleichen. Folgendes ist dazu im Umlauf: „Sobald die Verpackung deutlich mehr wiegt als das Füllgut, wirken sich Mehrweglösungen eher nicht positiv auf die Umwelt aus.‟ Im Original stammt die Aussage aus einer Übersichts-Ökobilanz die 2022 unter dem Titel „Mehrweg-Gläser für Lebensmittel – ökologisch sinnvoll oder nicht?‟ veröffentlicht wurde. Erstellt hat sie ein dreijähriges Forschungsprojekt namens „Innoredux‟, welches vom Bundesministerium für Bildung mit knapp 1,5 Millionen Euro gefördert wurde, um „neue Verpackungslösungen gegen Plastikmüll‟ zu finden. „Innoredux‟ selbst trat mit dem Slogan „Plastik reduzieren‟ an. 

Was war da los? Ein zivilgesellschaftliches Projekt will also mit Unterstützung der Regierung das dringende Problem Kunststoffmüll angehen – und gibt am Ende eine Kaufempfehlung für Einwegplastik heraus. Und in Frage gestellt werden stattdessen Mehrwegsysteme. Doch dahinter stehen keine umweltbewussten Bürger:innen, sondern große Konzerne, die auf Einwegplastik setzen. 

Was ist dran? 

Wir schauen uns einmal an, wie stichhaltig die Behauptung eigentlich ist, dass die Nachhaltigkeit von Mehrweg-Lösungen fast ausschließlich vom Gewicht ihres Inhalts abhängt. Als Erstes fällt auf, dass die Basis dieser Faustregel auf einem fiktiven Beispiel beruht: „Innoredux‟ rechnet mit dem kleinen MMP-Mehrwegglas (Eigengewicht 175 Gramm) befüllt mit 140 Gramm Mandeln. Zum Vergleich: Bei Unverpackt für alle gibt es 290 Gramm Mandeln im großen MMP-Glas (222 Gramm), der Inhalt ist bei uns also schwerer als das Glas. Mandeln im kleinen Glas kennen wir auch von keinem weiteren Mehrweganbieter. Warum wurde hier nicht (auch) das große Glas, das viel häufiger im Einsatz ist, bilanziert? Warum wurde aus einem (Einzel-)Fall, der in der Praxis im Handel nicht einmal existiert, eine Faustregel, die für alle Mehrweggläser gültig sein soll? 

Vielleicht weil die Kurzauswertung nur auf diesem Wege zu dem Ergebnis kommt, dass Mandeln in Plastik ökologisch sinnvoller verpackt sind? 

Übersicht CO2-Ausstoß von Mehrweg nach Innoredux vs. Unverpackt für alle

Plastik: Beschönigte Klimabilanz

Laut „Innoredux‟ sei der Grund für das bessere Abschneiden von Einwegplastik dessen angeblich bessere CO2-Bilanz. Dabei werden gleich mehrere wichtige Aspekte falsch berechnet oder komplett ignoriert: Neben einem einseitigen Vergleich beim Mehrwegglas finden die Auswirkungen des Rohstoffabbaus, die Probleme bei der Abfallentsorgung, die Transportwege und die gesundheitlichen Auswirkungen von Mikroplastik und Weichmachern nicht mal eine Erwähnung in der Stellungnahme von Innoredux sowie des Ifeu-Instituts zu ihrer Kurzauswertung. Dass diese Aspekte ignoriert werden, ist nicht nachvollziehbar. Die Nachhaltigkeit eines Produktes nur an seinem CO2-Ausstoß zu messen, ist genauso falsch, wie den Klimawandel nur auf das Thema Temperaturveränderung zu reduzieren. 

Zudem ist die Herstellung von Kunststoffen gar nicht so emissionsarm wie angenommen. Die Produktion findet mittlerweile fast vollständig in China und anderen Schwellenländern statt. Dort wird für die Plastikherstellung meist Kohle verbrannt, die Abgase gelangen ungefiltert in die Umwelt. Eine neue Studie der ETH Zürich 2022 hat den gesamten Lebenszyklus von Plastik analysiert und konnte eine CO2-Belastung von 4-5 Kilogramm auf ein Kilo Plastik nachweisen. Die „Innoredux‟-Auswertung hingegen geht von lediglich 2 Kilogramm CO2/kg aus. Diese neue CO2-Bilanz konnte aufgrund der späteren Veröffentlichung noch gar nicht in die Bilanz zu den Mandel-Verpackungen einfließen. Dadurch sind deren Erkenntnisse bereits mit Veröffentlichung veraltet. [1]  Mehr dazu in unserem Beitrag Plastik heizt das Klima an 

Außerdem beschönigt eine absurde Rechenweise der EU die CO2-Bilanz von Kunststoffmüll. Plastikabfall dient häufig als Ersatz für Kohle, zum Beispiel als Brennstoff in Heizkraftwerken. Dadurch wird CO2 eingespart. Diese Einsparung können sich die hiesigen Hersteller, welche Einwegplastik zum Verpacken ihrer Produkte verwenden, positiv in ihrer Klimabilanz anrechnen. In der Kurzauswertung wurde daher ein Teil vom CO2-Ausstoß der Plastikverpackung reduziert. Nicht nachvollziehbar, finden wir. Zudem verschwindet Plastik nicht, nachdem es verbrannt wurde

Die Zahlen zu der Innoredux-Kurzauswertung hat übrigens das Institut für Energie- und Umweltforschung gGmbH (Ifeu) bereitgestellt. Jene gGmbH, auf dessen Studie auch Günther Jauchs Lidl-Kampagne für Einwegflaschen basiert, die von zahlreichen Umweltverbänden scharf kritisiert wird. [2] Dazu äußerte sich sogar das Umweltbundesamt (UBA). Deren Verpackungsexperte Gerhard Kotschik sagte, die Ökobilanz des Ifeu-Instituts genüge „nicht den Mindestanforderungen des UBA‟. [3] Bereits 2019 fiel eine Ökobilanz des Ifeu, damals beim Vergleich von Getränkeverpackungen mit Mehrwegflaschen, mit unbelegten Zahlen und vagen Annahmen auf. Die von der Lobbygruppe „Fachverband Kartonverpackung für flüssige Nahrungsmittel‟ (FKN) beauftrage Studie musste berichtigt werden. Das Ifeu redete sich damit raus, falsche Zahlen von einem externen Dienstleister erhalten zu haben. Namen wurden keine genannt. [4] 

Auf den richtigen Deckel kommt es an 

Das schlechte Abschneiden des Mehrwegglases in Bezug auf die Kohlenstoffemission wird von „Innoredux“ außerdem überwiegend auf den Deckel zurückgeführt. Denn der Weißblechdeckel lässt sich aus technischen Gründen nicht wiederverwenden und muss mit viel Energie recycelt werden. Allerdings gibt es mit bluemint® Steel ein Verfahren zur Weißblechverarbeitung, bei dem 70 Prozent CO2 eingespart werden. Bei Unverpackt für alle benutzen wir ausschließlich Deckel aus solchem Material, so wie viele andere Mehrweganbieter auch. 

Die Auswertung erwähnt auch nicht, dass sich Weißblech aufgrund seiner magnetischen Eigenschaften sehr viel besser in der Abfallsortierung macht, als Plastik. Die Recyclingquote von über 90 Prozent ist fast einzigartig unter allen theoretisch recyclebaren Stoffen. 

Mehrweg fährt nie leer 

„Innoredux‟ geht außerdem von der falschen Annahme aus, dass Mehrwegsysteme zusätzliche Transportwege verursachen. In der Realität sieht es so aus: Wenn ein Supermarkt beliefert wird, nimmt der LKW die Einwegverpackungen bei der nächsten Anlieferung nicht wieder mit. Er fährt leer zurück und lädt wieder neue Waren auf. Eine sogenannte Leerfahrt. Die Verpackungen müssen dann bei den Kunden eingesammelt werden. Also fährt ein Müllauto los und sammelt bei ganz vielen Haushalten den Müll wieder ein. Es wird dabei auch viel „Luft“ transportiert. Denn das Müllauto ist am Anfang leer und füllt sich erst mit der Zeit. Wenn dann die vielen Haushalte über lange Strecken und im energieaufwendigen Stop-and-Go-Verkehr in der Stadt abgefahren wurden, geht es weiter in die Sortieranlage. Von dort dann in die Verbrennung, zum Recycling, auf illegale Mülldeponien, die auch in Deutschland immer mehr zunehmen, oder per Schiff bis nach Indonesien. Diese ganzen zusätzlichen Transportwege hat Mehrweg nicht! 

Vergleich Transportweg Einweg-Verpackung zu Mehrweg

Mehrweg hat keine zusätzlichen Transportwege 

Werden die Pfandgläser von den Kunden beim Einkaufen wieder abgegeben, nimmt der LKW diese bei der nächsten Anlieferung einfach wieder mit. Der Laster, der die Ware anliefert, transportiert auf seinem Rückweg das leere Pfandgut. Genauso kommen die Gläser auch wieder zur Reinigung bzw. Neuabfüllung. Ein geschlossener Kreislauf, keine Extraabholung, keine Leerfahrten oder Transportwege um die halbe Welt. Mehrweg nutzt die Wege als Transportwege, die LKWs oder Kunden ohnehin nehmen müssen. Hier findest du weitere Informationen zum Transportweg von Plastik. 

Fazit  

Wir haben die verantwortlichen Personen mehrmals schriftlich darauf hingewiesen, dass die Auswertung grobe Fehler aufweist und unvollständig ist. Mit der Bitte, die Zahlen zu berücksichtigen und die Auswertung zu aktualisieren. Bisher ohne Erfolg. Wir könnten ja selbst eine „Studie“ beauftragen, wurde uns vom Ifeu vorgeschlagen. Also Geld zahlen, damit das Offensichtliche noch einmal bestätigt wird. Komischer Ansatz. Die Auswertung ist bereits bezahlt, von öffentlichen Geldern. Sollten neue Erkenntnisse zeigen, dass die Auswertung falsch ist, ist eine Aktualisierung doch selbstverständlich. Vor allem wenn sich dabei die Kernaussage ändert. 

Die verzerrte Umweltbilanz von Plastik, die sich mit der Kurzauswertung einen wissenschaftlichen Anstrich gibt, vermittelt Kaufleuten und Kunden das Gefühl, dass der Einkauf von Waren in Plastikverpackung ökologisch unbedenklich sei. Das Joghurtglas (die Standardgröße bei MMP-Mehrweggläsern) wurde dabei nicht bilanziert, nur das eher unbekannte Sahneglas. Auch wurden die vielfältigen Auswirkungen des enormen Plastikkonsums nicht adäquat in die Bilanz einberechnet. Dabei nehmen alle genannten Probleme mit den Kunststoffen drastisch zu. Forscher weltweit warnen vor den Folgen. 

In der Auswertung von „Innoredux‟ finden sich falsche und verzerrte Annahmen, die wir auf jahrzehntelange Lobbyarbeit durch die Plastikindustrie zurückführen. Diese haben viel Geld in die Hand genommen und so zunächst die öffentliche Wahrnehmung stark beeinflusst und dann auch die umweltpolitischen Entscheidungen in Deutschland beziehungsweise Europa. [5] Mittlerweile manifestiert sich die Lobbyarbeit sogar in Ökobilanzen, die auf angeblich wissenschaftlicher Basis erstellt werden. [6] 

Zudem wird an keiner Stelle auf die gesundheitlichen Schäden durch Plastik eingegangen. Diese sind jedoch absolut entscheidend, wenn Verpackungen für Lebensmittel miteinander verglichen werden. Auch die globalen Probleme die Mikroplastik verursacht, bleiben unbeachtet.  

Unsere Analyse lässt große Zweifel an der Kompetenz und Verlässlichkeit der Ergebnisse dieser Kurzauswertung aufkommen. Selbst mit dem von „Innoredux” angewandten (viel zu niedrigen) CO2-Äquivalent von Plastik, schneidet das Mandelglas von Unverpackt für alle beim CO2-Vergleich deutlich besser ab als die Einwegplastik-Verpackung. 

Die Gruppe derer, die an der Produktion und dem Verkauf von Plastik ein Interesse haben, ist groß und mächtig. Umso wichtiger, dass wir falsche Aussagen nicht unkommentiert lassen und uns sachlich und ganzheitlich mit dem Thema auseinandersetzen. Plastik betrifft uns alle, direkt und jeden Tag. Die Gesellschaft und ihre Bürger:innen müssen aufgeklärt werden. Rauchen und die Entstehung von Krebs stehen in keinem Zusammenhang, wurde eine ganze zeitlang propagiert. Nun ‒ wann sind wir uns alle über die Auswirkung von Plastik bewusst? 

Das Ifeu hilft zumindest nicht mit, aufzuklären. Hier geht es vor allem um CO2. Alle Fehler der Auswertung haben wir deswegen für dich nochmal kurz zusammengefasst: 

  1. Es wurde eine Verpackungseinheit gewählt, die nicht im Handel steht. Und das weit mehr verbreitete Glas mit besserer Ökobilanz wurde ignoriert. 
  2. Es wurde mit einem veralteten CO2-Äquivalent für Plastik gerechnet. Neue Studien zeigen, dass der CO2-Ausstoß mehr als doppelt so hoch ist wie bisher angenommen. 
  3. Es wurde mit einem CO2-Äquivalent für Weißblech gerechnet, das nur bei veralteten Herstellungsprozessen noch zutrifft. Auch wenn diese noch breit angewendet werden. 
  4. Die Transportwege werden falsch bilanziert. Einweg hat mehr Transportwege und damit auch einen höheren CO2-Ausstoß. 
  5. Alle Aspekte zu den Themen Mikro- und Nanoplastik sowie Weichmacher, wurden vollständig ignoriert. Wie können Lebensmittelverpackungen miteinander verglichen werden, ohne zumindest auf gesundheitsschädigende Auswirkungen hinzuweisen? 

Wir haben die Werte unseres CO2-Ausstoßes nachberechnet und kommen zum Ergebnis, dass selbst ohne Berücksichtigung der neuen Erkenntnisse zur CO2-Belastung durch Plastik unser Mehrwegglas deutlich besser abschneidet. Mit aktuellem CO2-Ausstoß von Plastik dürfte die Plastikverpackung fast doppelt so viel CO2-Emissionen produzieren wie unser Glas. 

In diesem Kontext nicht über gesundheitliche Belastung durch Plastik zu sprechen, empfinden wir als Täuschung. Und das diese Verbrauchertäuschung auch noch mit unseren Steuergeldern finanziert wurde, ist nicht akzeptabel. Eigentlich sollte es Gesetze gegen solche manipulativen Kampagnen geben. Ja, selbst in der Fachpresse wie „Schrot und Korn‟ blieb eine Korrektur der verbreiteten Falschaussagen aus, trotz unseres mehrfachen Hinweises auf die Fehler in der Kurzauswertung. Deswegen nehmen wir es jetzt selbst in die Hand. 

Die Umstellung auf Mehrweg ist nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch unkompliziert, wie wir beweisen. Und deshalb ist sie auch heute schon für alle möglich! Lasst uns nicht die Augen verschließen, sondern uns gemeinsam für eine bessere Zukunft einsetzen. 

 

Quellen: 

[1] Growing environmental footprint of plastics driven by coal combustion, nature, 2021 

[2] PET-Einwegflaschen sind keine Liebe zur Natur – sondern ein Lobby-Streich!, BUND, 2023 

[3] Günther Jauch räumt Aufklärungsbedarf bei Lidl-Kampagne ein, Neue Osnabrücker Zeitung vom 26. April 2023 

[4] Einweg-Industrie lässt ökologisch unsinnige Wegwerfverpackung schönrechnen, Deutsche Umwelthilfe, 2019 

[5] https://www.boell.de/de/2019/06/06/konzerne-die-aktivitaeten-der-plastik-lobby Heinrich-Böll-Stiftung, 2019 

[6] Studie zieht Nachhaltigkeit von Chemischem Recycling in Frage, bvse, 2020 

 

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