Neuer Grenzwert für BPA
Wie viel BPA ist unbedenklich?
Bisphenol A (BPA) ist eine Chemikalie, die in der Kunststoffindustrie weit verbreitet ist und in Produkten wie Lebensmittelverpackungen, Trinkflaschen, Dosenbeschichtungen, Quittungen und anderen Produkten verwendet wird.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) geht seit 2006 der Frage nach, wie viel BPA gesundheitlich unbedenklich ist und legt dementsprechend Grenzwerte für unteranderem BPA fest, die als sicher für den menschlichen Verzehr gelten. Seitdem haben jedoch immer mehr wissenschaftliche Studien besorgniserregende Ergebnisse über die schädlichen Auswirkungen von BPA auf unsere Gesundheit aufgedeckt.
Welche Gesundheitsrisiken gehen eigentlich mit dem Konsum von BPA einher?
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- Hormonelle Störungen: Es kann die Produktion von Hormonen wie Östrogen und Testosteron beeinträchtigen, was zu einer Vielzahl von Gesundheitsproblemen führen kann, darunter Unfruchtbarkeit, Menstruationsstörungen und hormonabhängige Krebserkrankungen.
- Auswirkungen auf Kinder: Kinder sind besonders gefährdet, denn auf ihr weniges Körpergewicht gerechnet, lastet das aufgenommene BPA besonders schwer.
- Auswirkungen auf Schwangere und Ungeborene: Die Plazenta „filtert“ eigentlich Gifte die in den Organismus der Frau gelangen, doch BPA kann diese nachweislich überwinden und sich so auf das ungeborene Kind übertragen. Studien haben gezeigt, dass BPA das Risiko von Entwicklungsstörungen, Verhaltensproblemen und Allergien bei Kindern erhöht.
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Neue Erkenntnisse legen nahe, dass BPA auch das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. Es kann zu einer Verengung der Blutgefäße führen und den Blutdruck erhöhen, was das Risiko von Schlaganfällen und Herzinfarkten steigert.
2006: 50 Mikrogramm & wenige Studien
2006 legt die EFSA einen tolerierbaren täglichen Aufnahmewert (kurz: TDI) von 5 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag (µg/kg Körpergewicht/Tag) fest. Zu dieser Zeit waren nur begrenzte Daten über die möglichen gesundheitlichen Auswirkungen von BPA verfügbar, daher basierte die Festlegung mehrheitlich auf Studien an Tieren.
In den folgenden Jahren wuchs die Besorgnis über die potenziellen Auswirkungen von BPA auf den Menschen weiter. Neue wissenschaftliche Studien wiesen auf mögliche Verbindungen zwischen BPA und gesundheitlichen Problemen hin. Diese Studien lösten eine Debatte über die Sicherheit von BPA aus und führten zu einer erneuten Überprüfung.
2015: 4 Mikrogramm
Im Jahr 2015 aktualisierte die EFSA ihre Bewertung von BPA und legte den TDI auf 4 μg/kg Körpergewicht/Tag fest. Diese Revision erfolgte aufgrund der neuen verfügbaren Daten und der Berücksichtigung einer breiteren Palette von gesundheitlichen Aspekten. Die EFSA zog nun auch menschliche Studien in Betracht, die auf potenzielle gesundheitliche Auswirkungen von BPA hinwiesen. Hier zeigten sich negativ Auswirkungen auf Reproduktionsorgane, das Immunsystem und den Stoffwechsel.
2023: 0,2 Nanogramm
Seit 2018 wurden weitere Studien über BPA und seine möglichen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit durchgeführt. Die wissenschaftliche Forschung ist ein fortlaufender Prozess, weiterhin werden neue Erkenntnisse gewonnen.
Basierend auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen hat die EFSA den TDI dieses Jahr auf 0,2 Nanogramm/kg pro Körpergewicht/Tag festgelegt. Damit wurde der 2015 festgelegte Grenzwert um das 20.000-fache verringert!
BPA ist gesundheitsschädlich.
Was heißt das für uns?
Die Zukunft und auch die Gegenwart der gesunden Ernährung befasst sich schon lange nicht mehr nur mit Inhalts- und Nährstoffe oder Anbauweisen. Es geht auch um die Verpackung. Wer Lebensmittel frei von Pestiziden und anderen Giften zu sich nehmen möchte, muss heutzutage ganz genau hinsehen. Denn der ÖKOTEST zu BPA in Lebensmitteln hat nicht zuletzt gezeigt: Auch in angeblich “BPA-freien” Konserven, befindet sich BPA. Der Toleranzwert wird durchschnittlich allein beim Verzehr einer halben Dose Tomaten pro Woche um das 28-fache überschritten. Der einzige Weg gesunde Lebensmittel zu sich zu nehmen ist also weitestgehend auf Einwegverpackungen und „Wunderchemie“ zu verzichten. Der ÖKOTEST zeigte: Nur die Tomaten in Glas waren frei von BPA. Wichtig zu wissen ist, dass der TDI noch kein gesetzlich festgelegter Grenzwert bedeutet. Dieser muss erst noch bestimmt werden und hat sich bis Heute an den viel zu hohen TDI’s der letzten Jahre orientiert. Die EFSA warnt: Wir nehmen alle deutlich zu viel BPA durch Lebensmittel auf.
Denn BPA ist nicht das einzige Gesundheitsrisiko, welches Plastik birgt: Mikro- und Nanoplastik wurden bereits in unserem Gehirn nachgewiesen und schädigen dieses und unseren gesamten Organismus. Dazu kommen Umweltschäden, die Jahrhunderte bleiben. Doch die Lösung kann so einfach sein: Wir setzten auf altbewährtes und erprobtes: Mehrweg-Glas. Das ist nicht ganz perfekt und kostet etwas mehr Geld als Plastik, dafür kostet es uns aber nicht unsere Gesundheit und unsere Ökosysteme. Die Investition lohnt sich, denn etwas wertvolleres als das, gibt es nicht.