Insolvenz in Eigenverwaltung & wie es weitergeht!
In der Insolvenz & wie es weitergeht!
Liebe Freunde der Mehrwegrevolution,
mit diesem Beitrag möchten wir transparent erklären warum Unverpackt für alle Insolvenz in Eigenverwaltung anmelden musste und über unsere Entscheidung zum Schutzschirmverfahren berichten. Im August 2022 mussten wir mit tiefem Bedauern die schwierigste Entscheidung treffen, die es für ein Unternehmen zu treffen gibt. Wie kam es dazu?
Erst Corona
Die Unverpackt Umgedacht GmbH (Firma hinter Unverpackt für alle) wurde nur wenige Monate vor Ausbruch der Corona-Krise gegründet. Harter Lockdown, zusammenfallende Lieferketten, keine verfügbaren Transporte aufgrund von Containerknappheit oder geschlossenen Grenzen, staatliche Pandemie-Vorgaben und der Wegfall klassischer Finanzierungsmöglichkeiten waren ein extrem schwieriger Start für das neugegründete Unternehmen. Wir konnten kurzfristig keine Maschinen kaufen. Europäische Hersteller, die auf die Zulieferung einzelner Komponenten angewiesen waren, konnten uns nicht beliefern oder haben Lieferzeiten von über 16 Monaten angegeben. Preise für Rohware verzehnfachten sich, was für ein junges und kleines Unternehmen kaum zu kompensieren ist. Und wer überhaupt einen Container finden konnte, war froh. Auch unsere Arbeit mit Menschen mit Behinderung wurde aufgrund der teilweise behördlichen Stellen und scharfen Corona-Beschränkungen stark erschwert. Der Vertrieb war besonders schwierig geworden: Messen wurden abgesagt, Besuche vor Ort waren nicht möglich und der Handel hatte wenig oder keine Zeit bzw. Teamstärke um neue Produkte aufzunehmen. Und auch unsere neubezogene Produktion musste den Vorgaben entsprechend umgebaut werden. Zudem haben sich Banken und staatliche Banken nur noch auf die Eindämmung der wirtschaftlichen Corona-Auswirkungen konzentriert. Eine normale Kreditvergabe wurde weitestgehend eingestellt.
Dann eine kurze Pause
Mit der Lockerung der Maßnahmen und Entspannung der Corona-Krise konnte sich Unverpackt für alle ohne unlösbare Hindernisse entsprechend entwickeln. Wir haben den Markt gut durchdrungen, Rohwarenverfügbarkeiten ausgebaut und unsere Kundenanzahl signifikant erhöht. Und vor allem in unsere Produktionskapazität investiert. Die Nachfrage überschritt diese nach kurzer Zeit jeden Monat um ein Vielfaches. Eine neue Produktionslinie mit hoher Leistung und ein entsprechendes Team wurden aufgebaut. Auch unseren Standort haben wir gewechselt. Die Maschinenleistung war nicht überdimensioniert und auch anderen Ausgaben wurden sinnhaft gering gehalten. Aber dennoch entstand ein großer Kostenblock, der mit zukünftigen Umsätzen finanziert werden sollte.
Und dann der Ukrainekrieg
Doch die noch junge Investition, die extrem steigenden Kosten und der massive Umsatzrückgang aufgrund des Krieges konnten nicht ohne Weiteres von uns kompensiert werden. Das Schutzschirmverfahren greift einer Regelinsolvenz vor. Wir hatten 3 Möglichkeiten: Einen Investor finden (das hat nicht geklappt), zusehen wie die Firma in die Insolvenz abrutscht oder dem vorweggreifen und die Firma mit der Insolvenz in Eigenverwaltung sanieren. Und somit das retten, was wir uns mit viel Schweiß und Blut erarbeitet hatten.
Viele unserer Geschäftskunden, darunter auch ein Großhändler, haben Insolvenz angemeldet. Wir haben nicht nur Geld durch diese Insolvenzen verloren, sondern auch Umsatzeinbrüche bei unseren bestehenden Kunden verkraften müssen. In einigen Monaten über 50% weniger Gesamtumsatz zum Vorjahr. Zusammen mit den extrem gestiegenen Umkosten wie Energie, Paletten, Transport oder Glas litt unsere Rentabilität.
Die Summe der Ereignisse in der kurzen Zeit hat uns keinen Spielraum gegeben. Mit der Insolvenz in Eigenverwaltung haben wir noch eine letzte Chance mit einem umfassenden Sanierungskonzept das Unternehmen und seine Mission zu retten. Zumindest einen Teil davon. Mit dem 01.11.2022 ist unter dem Aktenzeichen 36u IN 4402/22 die Insolvenz in Eigenverwaltung vom Amtsgericht Berlin-Charlottenburg bestätigt worden.
Was für Auswirkungen das mit sich bringt
Unser Sanierungskonzept beinhaltet einen Schuldenschnitt, die Auslagerung von Produktion und Logistik, Kurzarbeit und Entlassungen. Das bedeutet auch, dass wir das über die Crowdinvest-Kampagnen angelegte Geld nicht zurückzahlen dürfen. Mitarbeitende, Freunde und Familienangehörige haben viel Geld in die Unverpackt Umgedacht gesteckt. Ebenso wie Menschen, die eine gesellschaftliche Transformation zur Bekämpfung der Plastikrise unterstützt haben.
Dieser Aspekt schmerzt sehr. Wir haben eine wundervolle Crowd erfahren. Die Unterstützung von unserem Konzept, der tolle Austausch und das gemeinsame Vorankommen hat uns Ende 2021 viel gegeben. Nun mussten wir zusehen, wie das alles durch unsere Hände rinnt, ohne dass wir es hätten aufhalten können. Dass wir unseren Schulden nicht nachkommen können, fühlt sich so falsch an! Leider bleibt uns an dieser Stelle nichts Weiteres übrig, als dafür noch einmal Danke zu sagen und unser tiefes Mitgefühl dafür auszusprechen, in welchen Umständen wir uns derzeit befinden und welche Auswirkungen diese mit sich bringen.
Warum machen wir weiter und wie finanzieren wir das
Die Anteile der Gesellschaft werden vom Gründer zu 100% verkauft. An einen guten Menschen und Freund, der die Firma schon lange begleitet und aus der Branche kommt. Trotz schwieriger Lage werden die Kompetenzen der Unverpackt Umgedacht, das Marktpotenzial und die zukunftsweisende Umsetzung nachhaltiger Ziele gesehen und daran festgehalten. Ich werde weiterhin die Geschäftsführung innehalten und mich weiter für eine einfache Lösung für uns alle betreffende Probleme einsetzen.
Wir hoffen, ihr versteht Unverpackt für alle weiterhin als das, wofür wir angetreten sind: Als Pionier, Akteur des Wandels, Überlebenskämpfer, als zuverlässiger Lieferant und einfühlsamer Arbeitgeber. Als eine Marke, die transparent und mit hoher Qualität, mit angemessenen Preisen und Nachhaltigkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette für ihre Kunden, für euch, da ist. Lasst uns dies gemeinsam weiterführen!
Alles Gute
Euer Unverpackt Team