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Die sichtbaren und unsichtbaren Schäden von Plastik

Mikroplastik ist ein globales Problem

Mikroplastik ist ein globales Problem

Mikroplastik ist mit dem menschlichen Auge nicht sichtbar. Doch unsere Umwelt ist voll damit. Selbst im menschlichen Körper werden Kunststoffpartikel gefunden. Die gesundheitlichen Folgen sind noch nicht abzusehen. Forschungen aus der Tierwelt geben Anlass zur Sorge.

 

Sichtbare und unsichtbare Schäden durch Plastik

Kunststoffabfall ist überall in unserer Umwelt zu finden. Er liegt auf der Straße herum, im Park, im Wald und am Strand. Nicht nur der sichtbaren Plastikmüll ist ein riesiges Problem für die Natur. Noch bedenklicher ist das, was aus dem Abfall wird, wenn er lange genug der Witterung ausgesetzt ist: Mikroplastik. Die ist mit bloßem Auge nicht zu sehen. Aber da Kunststoffe sich nur sehr langsam zersetzen, zerfallen die Objekte zu immer kleineren Teilen. Als Mikroplastik werden Teilchen mit einer Größe zwischen fünf Millimeter und tausend Nanometer bezeichnet.

Das Problem ist global, denn Mikroplastik verbreitet sich auch flächendeckend über die Luft. Das Alfred-Wegener-Institut kommt 2022 zu der Erkenntnis, dass die Plastikverschmutzung in der Arktis mittlerweile ähnlich hoch ist, wie in anderen Regionen der Welt. [1] Im selben Jahr haben Forscher:innen der neuseeländischen Canterbury University erstmals Mikroplastik im Schnee des Südpols nachgewiesen. [2] Bereits 2016 vermeldeten Wiener Wissenschaftler:innen, in einigen Abschnitten der Donau mehr Plastikpartikel als Fischlarven gefunden zu haben. [3]

Vergleich Great Pacific Garbage Patch 4,5x so groß wie Deutschland Karte

Ein ganzer Müllkontinent wächst mit jedem Tag

Auch in den Ozeanen schwimmt eine große Menge Mikroplastik. Im sogenannten „Great Pacific Garbage Patch“ befinden sich etwa eine Millionen Plastikpartikel pro Quadratkilometer. Die größte gemessene Dichte an Plastik weltweit. Was der „Great Pacific Garbage Patch“ sein soll? Dabei handelt es sich um einen gigantischen Müllstrudel im Nordpazifik. Mit 1,6 Millionen Quadratkilometern ist er viereinhalbmal so groß wie Deutschland – darin werden 1,8 Trillionen Plastikteile vermutet.

Übrigens ist der kleine Kontinent aus Kunststoff nur einer von ganzen fünf Müllstrudeln auf den Weltmeeren. In der arktischen Barentssee entsteht gerade ein sechster. [4] Doch die Gefahr lauert nicht nur in fernen Gewässern: Allein in der Nordsee konnten durchschnittlich elf Kilogramm Müll pro Quadratkilometer festgestellt werden.

Jedes Jahr landen ungefähr zehn Millionen Tonnen Plastikmüll weltweit im Ozean. Das entspricht etwa einer LKW-Ladung Plastik pro Minute. Unglaublich! Das was an der Meeresoberfläche für uns oft zu sehen ist, ist jedoch lediglich 0,5 Prozent der Gesamtmenge. Zirka 60 Prozent sammelt sich unsichtbar am Meeresgrund und im offenen Meer.

Was die wenigsten wissen: Kohlendioxid, Methan und andere Treibhausgase werden in jeder Phase des Lebenszyklus von Plastik freigesetzt und in die Umwelt abgegeben. Mikroplastik mit seinen Giftstoffen ist eine Katastrophe für die Flora und Fauna des Meeres.

Es wird vermutet, dass das zunehmende Mikroplastik die biologischen Prozesse stört, mit deren Hilfe Plankton an der Meeresoberfläche CO2 bindet und in die Tiefsee absondert. Dieser natürliche Vorgang nennt sich Kohlenstoffpumpe: Wenn Phytoplankton abstirbt, von anderen Lebewesen aufgenommen und wieder ausgeschieden wird, sinkt der darin gebundene Kohlenstoff auf den Meeresgrund ab. Diese Kohlenstoffpumpe nimmt eine elementare Rolle als Kohlenstoffsenke der Erde ein und trägt wesentlich zu einem stabilen Klima bei. Vielleicht nicht mehr lange.

Sorgloser Umgang mit Plastik und Einfluss der konventionellen Landwirtschaft

Die Wege, über welche Mikroplastik in die Natur gelangt, sind vielfältig. Neben dem bereits erwähnten zerfallenden Kunststoffmüll spielt Klärschlamm eine große Rolle. Ob beim Waschen von Kleidung oder beim Ausspülen von Lappen und Schwämmen: Es lösen sich kleinste Fasern aus dem Textil. Weil sie sich zum Binden von Flüssigkeit eignen, werden Kunststoffpartikel auch in Kosmetikprodukten eingesetzt. Im Peeling finden sie sich als Schleifseife. All dieses Mikroplastik landet übers Abwasser in der Trinkwasseraufbereitung. Dort wird es sinnvollerweise herausgefiltert. Es verbleibt aber im Klärschlamm, der als Dünger auf die Äcker kommt; einige hunderttausend Tonnen jährlich. Dort wird die Mikroplastik – so leicht wie Staub – vom Wind in der Landschaft verteilt.

Aus der Luft in die Lunge, mit dem Essen in den Magen

Über beide Wege gelangt die Mikroplastik in unseren Körper. Dem können wir uns gar nicht mehr entziehen. Damit sich das Ausmaß nicht noch steigert, müssen wir sofort und konsequent Lösungen verfolgen, den Plastikverbrauch zu reduzieren und Einwegverpackungen durch Mehrwegsysteme zu ersetzen. Wissenschaftliche Untersuchungen geben uns allen Anlass zum gesellschaftlichen Handeln.

Kürzlich haben Forscher:innen aus Hull in Großbritannien Plastikpartikel tief in der Lunge gefunden. [5] In ihrer Arbeit identifizierten sie zwölf verschiedene Arten Mikroplastik im menschlichen Körper. Darunter das häufig für Verpackungen verwendete Polyethylen sowie PET, aus dem zum Beispiel Getränkeflaschen gefertigt sind. Ebenso Nylon aus unserer Kleidung und Harze aus dem Gummi von Autoreifen.

Aber wir nehmen die Kunststoffe auch direkt über die Nahrung auf. Besonders Lebensmittel aus dem Wasser betrachtet die Forschung kritisch. Wissenschaftlich nachgewiesen ist Mikroplastik bereits in Muscheln und in Speisesalzen. [6][7] In Meersalz ließen sich signifikant mehr Partikel finden, als in der Vergleichsprobe Steinsalz.

Doch vor allem die Verpackung von Lebensmitteln trägt zur Verschmutzung unserer Organe bei. Fette und Säuren lösen Weichmacher und kleine Teilchen aus der Plastik, die werden von uns einfach mitgegessen. Der World Wide Fund For Nature (WWF) geht davon aus, dass wir pro Woche etwa fünf Gramm Mikroplastik verspeisen. [8] Deshalb sollten besonders fett- und säurehaltige Lebensmittel wie Nüsse & Saaten in alternativen Verpackungen wie unserem Mehrwegglas aufbewahrt werden.

Natürlich scheidet unser Organismus die Mikroplastik auch wieder aus. Normalerweise kann unser Körper auch kleinste Partikel abwehren. Schleimhäute in Mund, Nase, Rachen und Darm schützen uns nicht nur vor Sandkörnern, sondern auch vor Mikroplastik. Letzteres hat allerdings eine andere Zusammensetzung als natürliche Partikel. Bei einer Untersuchungen der Universität Amsterdam konnte Mikroplastik in 80 Prozent der menschlichen Blutproben nachgewiesen werden. [9]

Und anders als Sand ziehen die kleinen Plastikteilchen Schadstoffe wie ein Magnet an, zum Beispiel Dioxine, welche die Fruchtbarkeit beeinträchtigen, oder organschädigende und krebserregende polychlorierte Biphenyle. Je länger sich die Kunststoffpartikel im Wasser befinden, umso mehr Gifte binden sie. Lagern sich die Mikroplastik erst einmal im Sediment ab, können sie durch Würmer, Muscheln und Fische in die menschliche Nahrungskette gelangen. [10] Es ist also nicht nur der Kunststoff, welcher der Forschung Sorgen bereitet, sondern vor allem was er aufnimmt und durch den menschlichen Körper transportiert.

Verteilung von Plastik im Meer

Was macht Mikroplastik in unserem Körper?

Welche gesamtgesundheitlichen Folgen damit einhergehen, ist bisher noch offen. Die Forschung steht erst am Anfang, doch die bisherigen Ergebnisse sind alarmierend. Mikroplastik transportiert Umweltgifte, von denen wir in immer höherer Konzentration umgeben sind.

Zudem wollen wir festhalten: Mit dem anhaltenden Plastikverbrauch, geht auch eine Zunahme der Mikroplastik in Umwelt und Mensch einher. Eine höherer Konzentration an Kunststoffpartikeln führt zu höherem Gesundheitsrisiko.

In der Tierwelt können negative Effekte durch Mikroplastik bereits beobachtet werden. Das Bundesumweltamt weist auf den Rückgang des Bestandes an Ostseeroben oder die Entwicklung männlicher Geschlechtsorgane bei weiblichen Meeresfischen hin. [11] Auch die Forscher:innen des Wegener-Instituts stellen einen Zusammenhang zwischen Mikroplastik und einer Verringerung in Fruchtbarkeit sowie Wachstum bei Eisbären, Robben, Rentieren und Meeresvögeln her.

In der Humanmedizin wird der Einfluss von Kunststoffen in vielerlei Hinsicht erforscht. Von Entwicklungsstörungen beim Embryo über die verfrühte Pubertät bis zur Unfruchtbarkeit beim Erwachsenen. Ebenso werden Zusammenhänge mit Fettleibigkeit, Asthma, Diabetes, Schilddrüsen-Erkrankungen und vielem mehr vermutet.

Unzureichende Regulierung

Für die Weichmacher, die in den Kunststoffen enthalten sind, lassen sich diese Effekte allemal nachweisen. Vor allem die Gruppe der Phthalate schaden der Gesundheit. Deswegen gelten in der EU Grenzwerte, an die sich Plastikhersteller halten müssen. Doch selbst das Bundesumweltamt räumte 2016 ein: „Bislang beziehen sich die Bewertungen der EU jeweils auf einzelne Stoffe. Das mögliche Zusammenwirken mehrerer Phthalate wird nicht bewertet. In jüngster Zeit setzt sich allerdings die Auffassung durch, dass bestimmte Phthalate als Gruppe bewertet werden sollten, weil sich ihre Wirkungen addieren können.“

Bereits bestehende Regulierung sind nicht immer nachzuvollziehen, beziehungsweise erscheinen sie haarspalterisch. Einige Phthalate dürfen zum Beispiel nicht in Spielzeug und Kosmetika verwendet werden. Als Verpackungen für Lebensmittel sind sie aber teilweise erlaubt, obwohl Mikroplastikpartikel über den Blutkreislauf auch in den Körper von Embryonen gelangen.

Es gibt ein zusätzliches Problem. Die einzelnen Chemikalien in der Plastik reagieren während des Herstellungs- und des Zerfallsprozesses aufeinander. Hierbei entstehen neue Moleküle. Unter Umständen sind diese noch gar nicht bekannt. Ihre Auswirkung auf die Gesundheit bleiben damit vollkommen unerforscht.

 

Fazit

Mikroplastik verbreitet sich flächendeckend vom Nord- bis zum Südpol. Es stört die biologischen Prozesse, die seit Milliarden von Jahren die Umwelt auf der Erde prägen und somit für die natürlichen Lebensbedingungen von uns Menschen sorgen. Die Partikel sind im Wasser und in der Luft, und so gelangen sie auch in unser Blut und unserer Lunge.

Mikroplastik ist unaufhaltsam. Und es kann nicht einfach weggefiltert werden und sich dann auflösen. Denn es ist bereits das aufgelöste Plastik, welches von unserer Gesellschaft hinterlassen wird. Wir müssen unseren Planeten vor Mikroplastik schützen, damit alle Lebewesen darauf leben können. Und schützt auch unsere Gesundheit, nichts ist so wertvoll!

 

 

Mehr Infos

Artikel: Einweg hat mehr Transportweg

Artikel: Lebensmittel in Plastik verpackt

Das Bundesumweltamt zu Phthalaten bzw. Weichmachern

Liste der European chemicals agency zu Besorgniserregenden Stoffen

 

[Quellen]

[1] Plastic pollution in the Arctic, nature reviews, 2022

[2] First evidence of microplastics in Antarctic snow, University of Canterbury, 2022

[3] The Danube so colourful, ScienceDirect, 2014

[4] Plastikmüll treibt sogar schon in der Arktis, Bundesministerium für Bildung und Forschung, 2015

[5] Detection of microplastics in human lung tissue using, ScienceDirect, 2022

[6] Microplastics are taken up by mussels, ScienceDirect, 2015

[7] Microplastic Pollution in Table Salts from China, ACS Publications, 2015

[8] Mikroplastik in der Umwelt, WWF, 2020

[9] Discovery and quantification of plastic particle pollution in human blood, ScienceDirekt, 2022

[10] Schadstoffbelastung durch Plastik-Giftcocktails im Sediment höher als erwartet, HAW Hamburg, 2016

[11] Endokrine Disruptoren, Umweltbundesamt, 2016

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