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Plastik heizt das Klima an: Grafik mit rauchendem Schornstein

CO2-Ausstoß von Kunststoff unterschätzt

Plastik heizt das Klima an

Erstmals wurde eine umfassende Studie erstellt, um die CO2-Emission von Plastik zu messen. Diese sei doppelt so hoch, wie bisher pauschal angenommen. Außerdem stößt Kunststoff das Treibhausgas Methan aus. Auch Mikroplastik steht mittlerweile im Verdacht, zur Klimaerwärmung beizutragen. 

 

CO2-Ausstoß drastisch unterschätzt 

Wenn es um die Nachhaltigkeit von Plastik geht, denken viele nur an die Probleme mit der Entsorgung. Doch Kunststoffe leisten auch einen enormen negativen Beitrag zur Klimaerwärmung. Dass dieser weitaus höher ist als bisher angenommen, fördert die Forschung nach und nach zutage. Bislang gingen Untersuchungen davon aus, dass bei der Produktion von einer Tonne Plastik etwa die doppelte Menge an Kohlenstoffdioxid freigesetzt wird. Eine neue Studie der Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich kommt zu einem anderen Ergebnis. 

Tatsächlich sei der CO2-Ausstoß doppelt so hoch. Den Wissenschaftler:innen zufolge, trägt Plastik 4,5 Prozent zur globalen Treibhausgas-Emission bei. Im Jahr 2015 habe die Kunststoffproduktion einen Ausstoß von zwei Milliarden Tonnen CO2 verursacht. Der globale Kohlenstoff-Fußabdruck von Kunststoffen habe sich seit 1995 verdoppelt. [1] 

CO2-Bilanz neu berechnet 

Für die Untersuchung wurde erstmals eine makro-ökonomische Studie zu Plastik aufgesetzt. Das heißt, sie umfasst alle Daten bezüglich der Nutzung fossiler Ressourcen, deren Verarbeitung und der Verwendung; bis zur Entsorgung, einschließlich Verbrennung und Deponierung des Plastik. Aber auch die gesundheitlichen Folgen durch Feinstaub in den Fabriken und durch Kohlekraftwerke wurden erforscht. 

Das Erstaunliche ist, dass die Forscher:innen die Hauptursache für das hohe CO2-Äquivalent gleich am Anfang der Verwertungskette fanden. Die steigende Plastikproduktion in Schwellenländern wie beispielsweise China, Indien, Indonesien und Südafrika treibt den Kohlenstoffdioxid-Ausstoß in die Höhe. Dort werden die Energie und Prozesswärme zur Produktion von Plastik primär aus der Verbrennung von Kohle gewonnen. 

Das Plastik, das die Menschen in der EU verbrauchen, wird nicht hier produziert. Dabei findet die CO2-Emission des Kunststoffs zu zwei Dritteln in anderen, ärmeren Ländern statt und belastet dort Umwelt und Gesundheit. 

Das Freiberger Ökoinstitut merkt zu der Studie an: „Die Nutzung von Kunststoffabfällen als Ersatzbrennstoff erscheint im Lichte dieser Studienergebnisse doppelt ungünstig, da hierbei nicht nur CO2 aus der Verbrennung entsteht, sondern auch der bereits in der Herstellung eingetretene Klimaeffekt hinzuzurechnen ist.“ [2] 

Die ETH kommt zu dem Ergebnis, das selbst wenn alle Kunststoffe verbrannt würden, die Produktion des Plastiks immer noch für den Löwenanteil der gesamten Treibhausgas- und Feinstaubemissionen ausmachen würde. Sie sei für 96 Prozent des CO2-Fussabdrucks verantwortlich. 

Plastik setzt Methan frei 

Nicht nur Kohlenstoffdioxid trägt zur Klimaerwärmung bei. Methan ist ein 25-mal stärkeres Treibhausgas. Plastik setzt Methan frei, stellten 2018 Untersuchungen der Universität von Hawaii fest. [3] Die Wissenschaftler:innen stießen zufällig auf das Phänomen, denn eigentlich wollten sie testen, wie viel Methan aus dem Meereswasser entweicht. Die Ergebnisse waren so ungewöhnlich hoch, dass das Gas unmöglich von den Lebewesen im Wasser allein stammen konnte. Schnell gerieten die Plastikflaschen in denen die Proben aufbewahrt wurden unter Verdacht, für die zusätzliche Emission verantwortlich zu sein. Weitergehende Tests konnten dies bestätigen. 

Die Forscher:innen untersuchten die sieben häufigsten Sorten Plastik. Teile wurde in Wasser eingelegt und der strahlenden Sonne ausgesetzt. Im Ergebnis produzierten alle Proben Methan. Eine Kunststoffsorte fiel mit hoher Menge auf: Polyethylen. Es ist von niedriger Dichte und wird deshalb oft für Plastiktüten und andere Wegwerfprodukte verwendet. Besonders Salzwasser und UV-Licht tragen zur Freigabe bei. Der Ausstoß steige zudem, je kleiner die Plastikpartikel sind. Wieder einmal erweist sich Mikroplastik als besonders problematisch. 

Ein Interview mit Dr. Gunnar Gerdts (Biologische Anstalt Helgoland)

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Mikroplastik bringt Eis zum Schmelzen? 

Als Mikroplastik nimmt Kunststoff eventuell auch direkt Einfluss auf das Klima. Untersuchungen des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) fanden hierfür zumindest Indizien. Die eingeschlossenen Kunststoffpartikel verändern die Eigenschaften von Eis und Schnee. Etwa könnten dunkle Partikel dazu führen, dass mehr Sonnenlicht absorbiert wird und das Eis schneller schmilzt. Verstärkt über die sogenannte Eis-Albedo-Rückkopplung könnte dies wiederum, die globale Erhitzung vorantreiben. [4] 

Für Wolken und Regen bilden Plastikteilchen in der Atmosphäre Kondensationskerne. So könnten sie laut AWI das Wetter und langfristig das Klima beeinflussen. 

Fazit

Mit Kunststoffen, insbesondere Plastikverpackungen, haben wir in allen Lebensbereichen zu tun. Die Forschung gewinnt immer neue, erschreckende Erkenntnisse. Trotzdem werden die durch den Kunststoffverbrauch bedingten Umwelt- und Klimaprobleme kaum öffentlich diskutiert. Dieses Ungleichgewicht regt zum Nachdenken an. Warum befassen wir uns so wenig mit einem brisanten Thema, dem wir in unserem Alltag ständig begegnen? Und warum stehen diese Erkenntnisse nicht im Fokus der Öffentlichkeit und sind Grundlage für politische Entscheidungen? Uns ist eines klar, wir müssen selbst handeln und einfache Alternativen schaffen. Wir warten nicht auf Politik und Konzerne, wir schaffen müllfreie Tatsachen! 

 

Mehr Infos: 

Artikel: CO2-Bilanz 

Artikel: Plastikrecycling 

Broschüre des Center for International Environmental Law (CIEL) zu Plastik und Klima 

 

[Quellen]

[1] Growing environmental footprint of plastics driven by coal combustion, nature, 2021 

[2] Plastikproduktion verursacht enorme Treibhausgas-Emissionen, science media center, 2021 

[3] Degrading plastics revealed as source of greenhouse gases, University of Hawaii, 2018 

[4] Plastic pollution in the Arctic, AWI, 2022 

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