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Nur 5% Werden Wieder Neue Verpackungen

Das beste Recycling der Welt?

Das beste Recycling der Welt?

Das sind ja tolle Sprüche, die es mittlerweile beim Thema Kunststoff zu hören und lesen gibt. Du kannst Dir Dein Getränk in der „umweltfreundlichen PET-Flasche‟ kaufen. Und zwar „mit gutem Gewissen‟. Ein Hersteller redet liebevoll von „unser Recycling-Fläschle‟. Die Supermarktkette LIDL erklärt ihr Mineralwasser in der Einwegflasche zur „Kreislaufflasche“ und holt sich zu Werbezwecken gleich Günther Jauch ins Boot. 

Im Alltag sieht man immer häufiger Plastikverpackungen, deren Aufdruck verspricht, dass sie zu so und so viel Prozent aus Recyclingmaterial bestehen. Einweg-Einkaufstüten aus Plastik sind in Deutschland seit Januar 2022 sogar verboten. Sie wurden durch beständigere Taschen ersetzt. Diese bestehen meist, na klar, aus recyceltem Kunststoff. Was ist also dran, an diesen Erfolgsmeldungen? 

Als Erstes fällt auf, dass die meisten positiven Nachrichten sich ausschließlich auf eine Sorte Kunststoff beziehen: Polyethylenterephthalat, kurz PET. Es ist der Kunststoff, aus dem auch Getränkeflaschen bestehen. Die landen dank Einwegpfand zum großen Teil in den Automaten der Supermärkte. Und das ist auch schon die ganze Erklärung, warum man PET mittlerweile tatsächlich so aufbereitet kann, dass aus einer Flasche wieder eine Flasche wird. Durch das gesonderte Sammeln der Getränkebehälter, liegt das Material sortenrein vor. Die Flasche muss nur vom Deckel und dem Etikett getrennt werden und weiter geht es zum Einschmelzen. So einsteht neues PET-Rohmaterial. 

Mammutaufgabe Mülltrennung 

Der kleine Erfolg zeigt also vor allem das große Problem des Recyclingsystems auf: Mülltrennung ist eine gewaltige Aufgabe. Holz, Metall, Pappe und Plastik zu unterscheiden, ist erst der Anfang. Es gibt rund 200 verschiedene Sorten Kunststoff. Die landen alle zusammen auf einem großen Haufen, der anschließend mühsam auseinandergenommen wird. Das erinnert ans Aschenputtel, das die verstreuten Linsen aufsammeln muss. „Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen.‟ Nur, dass es unzählig viele Töpfchen gibt und es kommen auch keine freundlichen Tauben zur Hilfe. 

PET ist auf dem Markt begehrt. Coca-Cola ruft deshalb bereits nach einem staatlichen Eingriff in den Markt: „Wir fordern einen Erstzugriff auf die recycelten PET-Einwegpfandflaschen.“ [1] 

Im Klartext heißt das: Das in den Kreislauf zurückgeführte PET reicht nicht aus, um die bestehende Nachfrage zu decken. Auch weil nur weniger als die Hälfte des recycelten PETs für Getränke- oder Lebensmittelverpackungen geeignet ist. Verwendet die Textilindustrie den recycelten Kunststoff ebenfalls, wird das Verpackungsmaterial zudem extrem teuer. 

Um für einen so genannten prioritären PET-Stoffkreislauf zu werben, hat Coca-Cola extra eine Studie in Auftrag gegeben. [2] Wieder einmal mit der Ifeu gGmbH, welches die Interessenverfolgung eines Konzerns „wissenschaftlich begleitet“ und damit Geld verdient. In der Studie heißt es: „97 Prozent aller PET-Einwegpfandflaschen in Deutschland kommen über das Pfandsystem wieder zurück, doch nur 45 Prozent davon werden wieder für PET-Flaschen verwendet.‟ [3] 

Auch Recycling verbraucht Ressourcen 

Rohstoff ist in diesem Zusammenhang ein wichtiges Stichwort. Denn Recycling sorgt lediglich dafür, dass weniger neue Rohstoffe nachgeführt werden müssen. Das spart neben deren Abbau auch komplexe chemische Verarbeitungsprozesse und Energie. Durch die Verwendung von Recyclingmaterial wird unterm Strich also tatsächlich etwas eingespart. 

„Plastikatlas – Die Recycling-Lüge‟ | Dokumentarfilm | Heinrich-Böll-Stiftung 

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Aber der Verbrauch fällt nicht einfach weg. Es gibt keinen verlustfreien oder gar CO2-neutralen Recyclingkreislauf. Um Kunststoff aufzubereiten, muss dieser zunächst möglichst sortenrein sortiert, geschreddert, gereinigt, wieder sortiert, eingeschmolzen und dann zu neuem Granulat verarbeitet werden. Dann erst kann ein „Rohling“ entstehen, der dann zur Abfüllung transportiert wird, um dann erst wieder zu einer neuen Flasche zu werden. Hinzu kommen der Strom- und Wasserverbrauch der Abfallsortieranlagen und das Benzin der Laster, welche die einzelnen Stationen entlang der Wiederverwertungskette abfahren. 

Und das sind nicht gerade kurze Strecken. Der Bedarf an Recyclingmaterial ist so groß, dass mittlerweile sogar Müll aus Nachbarländern nach Deutschland importiert wird. 2021 wurden 476 200 Tonnen Kunststoffabfall in die Bundesrepublik eingeführt. Das meiste davon stammt aus den Niederlanden, Polen und der Schweiz und wurde für den Transport bereits klein geschreddert. [3] Lupenreines PET ist auf diese Weise nicht zu bekommen. 

Verbundwerkstoffe taugen nicht zur Verpackung 

Statt sortenreines PET handeln wir also mit einem Müll-Mischmasch aus verschiedensten Kunststoffen, der dann in Deutschland statt zu neuen Verpackungen zu so genannten Verbundwerkstoffen verarbeitet wird. Aus denen werden dann billige Gartenmöbel, Baukomponenten und dergleichen hergestellt. Oft enden Plastikabfälle als Füllmaterial im Straßenbelag oder werden als Öl- und Kohleersatz verbrannt. All das findet im Rahmen des deutschen Recyclingsystem statt und fällt unter dem Stichwort „Energetische Verwertung“ bei jeder Ökobilanz positiv mit in die Kategorie „recycelt“. 

Plastik – Die Recycling-Lüge | Dokumentarfilm | NDR Doku 

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Die NDR-Dokumentation „Plastik – Die Recycling-Lüge“ geht davon aus, dass lediglich 5% der gesammelten Plastikabfälle tatsächlich wieder zu neuem Verpackungsmaterial wird. Die Zahl stamme aus einer industrieeigenen Studie. 

Denn auch für einen großen Teil des penibel sortierten deutschen Mülls gilt: Nach Durchlaufen einer Mülltrennungsanlage, ist das verbleibende Kunststoffgemisch zu belastet, um Lebensmittelvorschriften zu genügen und somit wieder zu einer Lebensmittelverpackung werden zu können. Zudem sind die Kosten des komplizierten Recyclings höher, als die für den Einkauf frisch produzierten Plastiks. 

(Mehr zum Thema in unserem Blogbeitrag: Wo landet unser Plastikmüll?) 

Bezahlt wird die Aufbereitung des größtenteils nicht recyclebaren Mülls mit Einnahmen vom „Grünen Punkt‟ – Ein Recyclingsystem, bei dem die Kosten letztlich von den Herstellern auf die Verbraucher:innen umgelegt werden. Ohne die Einnahmen aus den sogenannten Verpackungslizenzen, würde sich die Verarbeitung des Recyclingmaterials überhaupt nicht lohnen. 

Fazit

Der Rohstoffverbrauch durch Plastikverpackungen hat trotz vermehrtem Recycling nicht ab, sondern sogar zugenommen. PlasticsEurope, der Verband der Kunststofferzeuger in Europa, geht davon aus, dass sich die Verwendung von Plastik zwischen 2000 und 2019 um 55% erhöht hat. [5] 

Recycling sorgt nicht dafür, dass weniger Material verbraucht wird. Stattdessen entstehen andere neuartige Produkte, für die es ohne öffentliche Zuschüsse gar keinen Markt gäbe. Zudem sind Mülltrennung und -aufbereitung selbst energieintensive und umweltschädliche Arbeitsprozesse. 

Derzeit können Recyclingmaterialien bestenfalls die weniger schlechte Alternative zu frischem Plastik sein. Eine gute Lösung sind sie nicht. Wir finden: Für das Verpacken von Lebensmitteln ist Plastik aufgrund der gesundheitlichen Folgen für den menschlichen Körper ohnehin nicht zu gebrauchen! Des Weiteren verbreiten sich Mikro- und Nanoplastik nicht nur in der Umwelt, sondern auch in uns Menschen. Wir setzen uns deshalb jeden Tag für die Mehrwegrevolution ein. Mach mit, nur gemeinsam können wir die Welt verändern!  

 

[1] Recycling-Mode verteuert Plastik, Wirtschaftswoche, 01.05.2023 

[2] Ökologische Vorteile eines prioritären PET-Stoffkreislaufs für Einwegpfandflaschen in Deutschland, Coca Cola Europacific Partners, 2023 

[3] Nur jede zweite PET-Flasche wird recycelt: Studie zeigt Downcycling-Problem in Deutschland. Ludwigsburg24, 2023 

[3] 2021 wurde 25 % weniger Plastikmüll exportiert als im Vorjahr, Statistisches Bundesamt, 07.06.2022 

[4] Zehn Milliarden Euro für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft in der EU, KfW, Pressemitteilung vom 18.07.2019 

[5] Plastics – the Facts, PlasticsEurope, 2020 

Kommentare: 1

  • Dave

    Das ist ja der pure Wahnsinn! Ich dachte dass wir in Deutschland ein super Recycling System haben.. Dass wir bisher nur 9% recyclet haben ist schwach Unglaublich. Danke für die Recherche

Kommentare sind geschlossen.

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