Das MMP-Glas & unsere nachhaltige Lieferkette
Das MMP-Glas & unsere nachhaltige Lieferkette
Hast du schon einmal vom MMP-Glas gehört? Du hast es garantiert schon unzählige Male in der Hand gehalten. Es handelt sich um das große Pfandglas, das wir auch bei Unverpackt für alle verwenden. Seit über 40 Jahren ist es vor allem als Verpackung für Joghurt im Umlauf. Für die Zukunft des MMP-Glases will sich ein neuer Verein stark machen.
Man munkelt, dass es vor allem der mittlerweile verstorbene Bernhard Sachs war, der das MMP-Glas in den Siebzigern ins Lebens gerufen hat. Bei seinen Freunden und Kollegen war er als innovativer Charakter bekannt. Unter anderem habe er den Deckel mit Drehverschluss aus den USA nach Deutschland gebracht. Der sogenannte Twist-Off Deckel.
Sachs trommelte die deutschen Milchbetriebe zusammen und schlug das Konzept vor: Ein Glas für alle. Nachdem die Idee auf Begeisterung stieß, gründete sich der Molkerei (beziehungsweise Milch) Mehrweg Pool (MMP). Die Initialen MMP findet man noch heute auf jedem Joghurtglas, auch wenn sich der Verein um die Jahrtausendwende aufgelöst hat.
Ende 2022 wurde ein neuer gegründet. Und weil in dem Glas mittlerweile nicht nur Molkereiprodukte angeboten werden, lautet der neue Vereinsname „Mach Mehrweg Pool e.V.‟. In der Gründungserklärung heißt es: „Der MMP-Pool schreibt damit die Tradition des früheren Milch-Mehrweg-Pools fort und steht ab sofort einer breiten Palette an Lebensmitteln offen.‟ Dem Zusammenschluss sind bereits 16 Unternehmen beigetreten. „Treiber der Neugründung einer Poolträgerorganisation sind neben dem dynamischen Wachstum des MMP-Pools über den Molkereibereich hinaus vor allem die kontinuierlichen Nachhaltigkeitsambitionen der involvierten Unternehmen.‟ Hierzu hat Unverpackt für alle einen entscheidenden Beitrag geleistet. Denn wir waren das erstes Unternehmen, welches das Glas nicht nur für Joghurt verwendete und somit die Mehrwegbewegung schuf.
Wie sieht eine nachhaltige Lieferkette aus?
Die Lebensmittelindustrie benutzt Einwegmaterial nicht nur leidenschaftlich gerne bei der Verpackung. Auf dem Transport von der Fabrik ins Lager werden die Paletten mit den Waren in kilometerlange Plastikfolien und dicke Schichten aus Karton eingewickelt. Bei der Lieferung vom Lager zum Laden passiert noch einmal das Gleiche. Nach jeweils nur einer Fahrt haben Pappe und Folie dann ausgedient und landen im Müll. Selbst im Biohandel fallen große Mengen sogenannter Sekundärverpackungen an.
Nachhaltig bis in den Laden
Nicht bei Unverpackt für alle. Wir haben lange getüftelt, um eine Zero-Waste-Lieferkette für Lebensmittel auf die Beine zu stellen und sind mit dem Ergebnis echt zufrieden.
Schritt Eins: Anstatt in Einwegpappe, verschicken wir unsere Gläser in Mehrwegkisten zu den Kaufleuten. Die Kisten gehören, wie die Gläser selbst, zum MMP-Pool. Einige Kisten sind bereits über 30 Jahre alt. Das älteste Produktionsdatum, welches wir gefunden haben, ist 1991. Was nicht heißt, dass es nicht noch ältere Kisten gibt. Nicht alle Produktionen haben ihr Datum in die Kiste eingraviert. Auf dem Bild seht ihr, wie unsere Gläschen schließlich im Laden ankommen.
Die Verwendung von Pfandkisten, ist für uns, wie gesagt, nur der erste Schritt. Wir gehen weiter! Unsere Kisten werden auf Paletten gestapelt. Normalerweise würden sie jetzt mit Plastikfolie ummantelt werden. Nicht bei uns: Um die Kisten sicher zu fixieren, benutzen wir Spanngurte. Die lassen sich unzählige Male verwenden. Für die Gurte mussten wir zwar unser eigenes System organisieren, das läuft aber gut und ist es uns allemal wert. So ist unsere Lieferkette 100 Prozent frei von Einwegplastik und -Karton! Gereinigt werden unsere Gläser übrigens ausschließlich mit Natronlauge und Ökostrom.
Poolgläser zirkulieren regional
Im Poolsystem verwenden verschiedene Hersteller die gleichen Gläser. Egal wo ein Produkt im MMP-Glas gekauft wird, es kann bei jedem beliebigen Händler oder Supermarkt abgegeben werden, der Produkte im MMP-Glas verkauft. Von dort aus gehen die Gläser zum nächstgelegenen Poolteilnehmer, der sie reinigt und mit seiner Ware neu befüllt. Mehrweggläser im Poolsystem zirkulieren somit regional. Das ist nicht selbstverständlich, wenn man an all die Markenhersteller von Bier oder Limo denkt, die man sofort an der Flaschenform erkennt. Auch das sind oft Mehrwegflaschen. Aber sie können nur von der Brauerei dieser Marke wieder aufgefüllt werden. Das führt zu unnötig langen Transportwegen.
Karton ist keine Alternative
All das ist nicht selbstverständlich, noch nicht einmal im Bioladen. Auch dort fallen neben der Einwegverpackung der Produkte selbst, jede Menge Müll aus Transportverpackungen und Gebindekartons an.
In Deutschland kommen jährlich rund fünf Millionen Tonnen gebrauchte Transport-, Um- und Verkaufsverpackungen zusammen. [1] Der Verbrauch von Plastik geht in diesem Bereich zwar zurück, der Kunststoff wird allerdings in der Regel einfach durch Pappe ersetzt. Doch auch Pappe ist ein Material, das erst einmal umweltschädigend hergestellt werden muss. Für das Recycling braucht es Energie, Wasser und Chemikalien.
Gläser und Flaschen in Groß und Klein
Neben dem Joghurtglas gibt es übrigens auch das halb so große MMP-Sahneglas. Dahinein kommt bei Unverpackt für alle zum Beispiel die ganze Vielfalt an Gewürzen. Gegen 15 Cent Pfand kann das kleine Glas in jedem Bio-Fachhandel abgegeben werden. Teilweise nehmen normale Supermärkte das Gläschen nicht an, weil sie bisher diese Glasform selbst nicht führen. Das ändert sich aber stetig. Wenn du also ein Gläschen von uns im Supermarkt kaufst, kannst du es dort auch definitiv zurückgeben.
Die allseits bekannten weißen und braunen 1-Liter-Milchflaschen aus dem MMP gibt es ebenfalls in einer kleinen Variante, ursprünglich ebenfalls für Sahne gedacht. Wir bieten Sojasoße, Ahornsirup oder Essig & Öl in der braunen Halbliter-Flasche an. So können wir mit einem PVC- und Weichmacher freien Deckel arbeiten und das braune Glas schützt die wertvollen Inhaltsstoffe vor Licht. Für uns sehr praktisch: Durch die große Öffnung, lässt sich die Flasche gut reinigen.
Du willst Essig & Öl sparsam verwenden? Auch dafür haben wir eine Mehrweg-Lösung: Nämlich unsere eigens hergestellten Dosierer aus unser mit Ökostrom betriebenen 3D-Drucker Farm. Die liefern wir im Dreierset aus. Sie können immer wieder benutzt werden. Als Material verwenden wir Polylactid. Das ist ein Bio-Kunststoff auf Basis von Mais, Zuckerrohr oder anderen Pflanzen. Mikroorganismen aus der Milchsäure wandeln die Stärke um. Der Kunststoff ist in der Biogasanlage abbaubar. Die Stöpsel zum Dosierer bestehen aus Kork.
Fazit
Es entsteht viel Müll an Stellen, die nur wenige Menschen zu sehen bekommen. Doch wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Wir haben unsere Lieferkette an allen Stellen so ausgerichtet, dass sie einen positiven Impact auf Mensch und Natur hat. Es ist nicht schwierig und gehört zu einem ehrlichen Ansatz dazu. Wir finden, alle Unternehmen sollten sich diesem Anspruch stellen. Auch oder gerade in den Bereichen, die der Öffentlichkeit weniger vertraut sind.
[Quellen]
[1] Pressemitteilung Nr. 242, Statistisches Bundesamt, 2021