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Ihr Fragt wir antworten-Zum lesen und hören
Was hat Plastik mit meiner Gesundheit zu tun?
Mehrweg = mehr Transportweg?
Wie nachhaltig sind bei euch Deckel und Etikett?
Was sind eure Renner im Sortiment?
Ist Mehrweg teurer als Einweg?
Wie werden die Gläser gereinigt?
Ihr spart Einweg-Plastik, ist das alles?
ist Recycling nicht auch eine Lösung?
Was hat Plastik mit meiner Gesundheit zu tun?
Nicht viel! Eher mit Krankheit. Wenn wir in Zukunft immer noch gut leben wollen, gilt es nicht nur den Klimawandel zu verhindern, sondern auch darum, unsere Gesundheit zu schützen. Beides geht häufig miteinander einher. Was viele Verbraucher und Verbraucherinnen nicht wissen, ist, dass Plastik von der Herstellung bis zur Entsorgung unsere Lebensräume verunreinigt und bis in unsere Körper gelangt. Die Reise von Plastik beginnt bei der Erdölgewinnung: Beim höchst kritischen Fracking-Verfahren beispielsweise gelangen über 170 gefährliche Schadstoffe in Luft und Wasser.
Genauso bei der Herstellung und der Raffinierung. Entlang der gesamten Wertschöpfungskette eines Einweg Plastikprodukts begegnen uns Schadstoffe wie Benzol, Schermetalle, Karzinogene, Weichmacher, Dioxine und Furane. Welche alle mit Krebs, Fortpflanzungs- und Entwicklungsstörungen, der Schwächung und Schädigung des Hormon-, und Immunsystems, des Nerven-, Herz-Kreislauf- und Reproduktionssystem, Magen- Darm-Trakt und den Atemwegen in Verbindung gebracht werden.
Oral, über Hautkontakt, aber auch über die Luft interagieren wir mit den bis zu 70% Weichmachern, die in Plastikprodukten stecken. Da die Zusatzstoffe in Plastik nicht fest gebunden sind, entweichen sie mit der Zeit und reichern sich in der Luft von Innenräumen und im Hausstaub an. Säure und Fett reagieren mit der Plastikpackungen und nehmen so die Weichmacher in sich auf. Viele Weichmacher gehören zu den hormonell wirksamen Substanzen und sind deshalb besonders schädlich. Und wir verpacken unser Essen darin!
Durch die hohen Mengen an Plastikmüll in der Umwelt, welche sich in Mikroplastik zersetzen, ist der Ausbreitung dieser Schadstoffe keine Grenzen gesetzt. Ob mit Mikroplastikteilchen verunreinigter Klärschlamm auf dem Gemüseacker oder verseuchte Gewässer und dessen tierische Bewohner – Plastik landet auch auf unseren Tellern. Fünf Gramm Mikroplastik nehmen wir laut einer WWF-Studie wöchentlich zu uns, das ist ungefähr die Menge einer Kreditkarte.
Wenn wir also weiter machen wie bisher, und sich Mikroplastik grenzenlos ausbreitet, werden sich die gesundheitlichen Auswirkungen auf uns immer weiter verschlimmern. Wie passen also biologisch angebaute Lebensmittel mit Einwegplastik zusammen?
https://www.zdf.de/dokumentation/planet-e/planet-e-vermuellt-und-verseucht—boeden-in-gefahr-100.html
https://www.zdf.de/nachrichten/heute/wwf-pro-woche-essen-wir-eine-kreditkarte-100.html
Plastikatlas 2019 Heinrich Böll Stiftung S. 16-17
Mehrweg = mehr Transportweg?
Interessanterweise fragen sich bei Mehrweg viele, ob der Rücktransport nicht zusätzlich unsere Umwelt belasten würde. Bei dieser Frage wird der Transportweg von Einweg jedoch völlig außer Acht gelassen. Nur weil eine Verpackung Einweg ist, heißt es nicht, dass sie auch nur ein einziges Mal transportiert wird. Im Gegenteil!
Der Konzern Ineos ist der größte Plastikproduzent Europas. Das Fracking Gas, das dieses Unternehmen nutzt, um Plastik herzustellen wird an der Ostküste der USA gewonnen. Von dort aus wird es über Containerschiffe nach Norwegen und Schottland transportiert, um zu Plastik Pellets zu werden. Für die endgültige Verarbeitung zu Plastikprodukten landet es dann wiederum in Belgien oder Deutschland.
Ist das Einwegplastik einmal im Supermarkt angekommen, wird es gekauft, zuhause ausgepackt und landet im Müll. Und dann? Der nächste Transportweg. Entweder über die örtliche Müllabfuhr zur nächsten Sortieranlage und von dort aus noch einmal zur Verbrennungsanlage oder aber: Ins Ausland. Deutschland ist nach den USA und Japan der drittgrößte Müllexporteur der Welt. Die Bundesrepublik exportiert jährlich etwa eine Million Tonnen Plastikabfälle. Nachdem China 2018 den Import gestoppt hat, landet der Kunststoffabfall aus Deutschland nun in anderen Ländern innerhalb und außerhalb der EU. 2020 wurden rund 170.000 Tonnen deutscher Plastikmüll nach Malaysia exportiert – ein Anstieg um 125% gegenüber 2017!
Kaum zu glauben, dass eine unscheinbare Verpackung aus Einwegplastik globale Transportwege solchen Ausmaßes mit sich bringt. Doch abgesehen vom Transportweg von Einweg, macht ein Blick auf die Kreisläufe unserer Mehrweggläser klar, dass es sich um ein weitgehend regionales bzw. nationales Mehrwegkreisläufe handelt. Die Standard Mehrweggläser des Milch- und Molkerei Mehrwegpools (MMP) werden innerhalb Deutschlands bundesweit frei von zahlreichen Betrieben verwendet und können deshalb sinnvoll und über die jeweils kürzesten Transportwege distribuiert (verteilt) werden. Im Sinne einer Studie der Deutschen Umwelthilfe sind sogenannte überregionale Transportwege von 600km immer noch ökologisch sinnvoll, vor allem bei Poolglas. Bis zu 50 Mal kann es wiederverwendet werden, bevor es ins Recycling geht. Als Zwischenstation fällt hier jeweils die Reinigung des Glases an, die bei uns in der Nähe eines unseres größten Großhändlers stationiert ist. Die Retoure des Pfandglases erfolgt übrigens immer über sogenannte Leerfahrten. Die Logistik des Großhandels beliefert Läden mit Waren und fährt nicht leer, sondern mit Pfand beladen, zurück. Es fallen also keine Extratouren an.
https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/abfall-und-recycling/26205.html
https://www.duh.de/uploads/tx_duhdownloads/DUH_Getraenkeverpackungssysteme.pdf
https://www.dw.com/de/m%C3%BCllverbrennung-in-deutschland-entsorgung-mit-risiken/a-50759483
Was sind eure Renner im Sortiment?
Quinoa
Regionale Lebensmittel entlasten unsere Umwelt nicht nur durch kürzere Transportwege, sondern verhindern auch, dass im Ursprungsland wirtschaftliche, soziale und ökologische Nachteile durch den Export entstehen! Das beliebte Pseudogetreide Quinoa beispielsweise stammt ursprünglich aus den Hochebenen der Anden in Südamerika. Viele wissen um den Hype, den Quinoa in den letzten Jahren erfahren hat. Nicht ohne Grund: Es gilt nämlich als eines der eiweißhaltigsten Lebensmittel überhaupt und erhält zudem noch zahlreiche andere wertvolle Nährstoffe.
Für die Einheimischen vor Ort aber hat sich der Preis ihres Grundnahrungsmittels durch den massenhaften Export in den Westen verdreifacht. Auch ihr heimischer Boden nimmt durch den pausenlosen Anbau in Monokultur Schaden.
Und genau deshalb haben wir Quinoa aus Deutschland im Sortiment! Genauer gesagt, aus der Lüneburger Heide.
In der Region haben sich einige innovative Bioland Landwirte mit Saatgutexperten von „Quinoa Deutschland Activoland“ zusammengetan und es möglich gemacht: Quinoa von deutschen Äckern. Das Korn der Inkas wächst also auch hier, wer hätte das gedacht! Das Wetter in den Anden ist nämlich gar nicht so viel besser als in Norddeutschland 😉 Extrem kurze Transportwege und umweltschonende Bioland Landwirtschaft – so kann sich der Quinoa mit gutem Gewissen schmecken lassen.
Wie nachhaltig sind bei euch Deckel und Etikett?
Deckel
Verwenden wir den Deckel wieder oder ist der ein Einwegprodukt? Da der Deckel spülmaschinenfest ist, könnten wir ihn tatsächlich wiederverwenden. Zwei Dinge sprechen in der Praxis leider dagegen: Wir bekommen ja nicht nur unsere „eigenen“ PVC- und Weichmacherfreien Deckel zurück, sondern auch Deckel die PVC und Weichmacher enthalten. Leider der Großteil. Der andere Aspekt ist, dass der Dichtring im Inneren des Deckels sich nur einmal richtig gut der Form des Glases anpasst. Bei jedem weiteren Mal erhöht sich die Chance, dass sich das Vakuum im Glas löst. Und obwohl der Deckel nur einmal genutzt wird, ist er quasi Teil einer Kreislaufwirtschaft: Denn Weißblech ist eines der nachhaltigsten Materialien überhaupt! In Deutschland wird das Material mit einer Recyclingquote zwischen 90 und 100% fast ausnahmslos recycelt[1]. Das ist so, weil Weißblech magnetisch ist. Dadurch kann es in Sortieranlagen, anders als anderer Abfall, sehr gut und effizient von anderem Müll getrennt und sortenrein recycelt werden. Statt wie üblich im Downcycling zu enden, wird aus einem Deckel also ohne viel Aufwand wieder ein Deckel.
[1] https://www.neue-verpackung.de/food/recyclingfaehigkeit-von-weissblech-fuer-lebensmittelverpackungen-433.html
Etikett
Unser Etikett ist nicht mehr normal! Natürlich ist es zu 100% recyclebar und besteht aus Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Aber anders als andere Etiketten enthält es auch weder Plastik, noch das tierische Eiweiß Kasein. Wusstest du, dass Kasein aus Kuhmilch hergestellt wird und in fast jedem handelsüblichen Etikettenkleber steckt? Nicht so bei uns! Wir haben bei unserem Etikett auf alles geachtet: Es ist vegan, mit biologischen Farben auf Sojabasis bedruckt und hält mit einem wasserlöslichen Kleber auf Basis von Naturkautschuk. Das heißt, das Etikett kann auch zuhause ganz einfach mit ein bisschen Wasser abgelöst werden. Besonders bei der Reinigung der Mehrweggläser ist es wichtig, dass das Etikett sich leicht ablösen lässt, damit der Reinigungsprozess vom Glas nicht gestört wird. Hergestellt werden die Etiketten in einer Druckerei in Familientradition, die ihre Rohstoffe ausschließlich aus Deutschland und unseren Nachbarländern bezieht. Chemie ist für die Herstellung nicht nötig! Die kleinen Dinge machen am Ende einen großen Unterschied: Deshalb kostet ein Etikett bei uns in der Anschaffung so viel wie bei anderen die komplette Plastikpackung.
Ist Mehrweg teurer als Einweg?
Produkte im Glas sind viel teurer als in der Plastikpackung! Ist das so? Nachhaltigkeit hat seinen Preis, klar. Auf Kosten zukünftiger Generationen Profit schlagen? Ist von Gestern. Die Zukunft sieht anders aus! Umso wichtiger, dass wir auch beim Preis genau hinschauen. Durch nachhaltige Kreisläufe ist so ein Mehrwegglas in der Herstellung definitiv kostenintensiver als eine Plastikpackung. Doch wir wollen für alle sein: Unsere Kalkulation ermöglicht einen Preis, der mit den in Plastik verpackten Produkten mithalten kann. Der feine aber wichtige Unterschied? Wir beziehen uns natürlich auf den Kilopreis, wenn wir das sagen. Weil wir keine halb leeren Gläser anbieten, sind Kleinstverpackungen was den Stückpreis angeht, auf den ersten Blick günstiger.
Und weil wir ein ganzheitlich nachhaltiges Produkt anbieten, kommt auch nur das Beste vom Besten in unser Glas: Fair gehandelt, rein biologische- und viel deutsche Verbandsware, kleine Anbaukooperativen, Manufakturen und wenn möglich Produkte aus Deutschland und Europa. Unser Sortiment zeichnet sich durch zukunftsfähige Landwirtschaft und fairen Handel aus. Wo und wie unsere Lebensmittel angebaut werden und welche Mehrwerte sie bieten, entscheidet also über den Preis. Darüber hinaus gelingt es uns, dass die umweltfreundlichen Mehrwegverpackungen nicht zum Kostentreiber der Produkte werden. So macht bei uns der hochwertige Inhalt den Großteil des Preises aus, nicht das Glas.
Und im Vergleich zeigt sich: Wir sind teilweise genauso teuer oder sogar günstiger als vergleichbare Qualität in der Plastik- oder Papierpackung:
Ein paar Beispiele: Kürbiskerne in Demeter Qualität –kosten bei uns pro 300g 7,49€, bei der Konkurrenz in Papierverpackung 6,19€ pro 250kg. Das macht einen Kilopreis von 24€ im Gegensatz zu 25€. Oder geschälte Hanfsamen in KbA Qualität, hier liegt unser Kilopreis bei 23€, der bei der Konkurrenz in Plastikpackung bei 30€. Ein anderes Beispiel sind Datteln: Ein Dauerläufer. Hier kostet das Kilo bei uns genauso viel wie bei der Konkurrenz in Plastikpackung.
Unser Ziel ist es, so vielen Menschen wie möglich Unverpackt im Mehrwegglas zu ermöglichen: Durch Verfügbarkeit aber auch durch den Preis! Und das ohne in der Nachhaltigkeit Kompromisse einzugehen.
Ihr spart Einweg-Plastik, ist das alles?
Ein Thema, das in der öffentlichen Debatte rundum Nachhaltigkeit so gut wie unsichtbar ist: Der Weg und die Umweltauswirkungen von Einwegpappe. In Deutschland wurden 2019 insgesamt 18,9 Millionen Tonnen Papier, Pappe und Karton verbraucht – damit gehören wir seit langer Zeit weltweit zu den Spitzenreitern beim Papierverbrauch. Rund 40% davon gehen auf das Konto von Verpackungen[1].
Verpackungen aus Einwegplastik kommen im Handel immer in Einwegkarton angeliefert. Der Pappmüll muss also bei der Ökobilanz von Einweg Plastikverpackungen immer mit beachtet werden. Dabei ist Pappe, genau wie Papier, extrem umweltschädlich.
Der NABU macht klar „Laut Umweltbundesamt (UBA) ist die Papierindustrie der weltweit fünftgrößte industrielle Energieverbraucher. Für die Produktion einer Tonne Papier werden ca. fünf Megawattstunden (MWh) nicht-erneuerbare Energie verbraucht. Das ist genauso viel wie bei der Herstellung einer Tonne Stahl.“ [2] Hinzu kommen c. a 50.000 Liter Wasser und Chemikalien wie Chlor, Säuren als Beizmittel und Lösungsmittel. Dabei können die Zellulosefasern nur 4 bis 6 Mal wiederverwendet werden, danach braucht es wieder Frischfaser. Und wo kommt die her?
75% des Holzes, welches wir für unseren Papp- und Papierkonsum benötigen stammt aus Importen aus Schweden, Kanada, Russland und allen voran: Brasilien. Der Energieaufwand beim Transport des Holzes von Brasilien nach Deutschland ist kaum vorstellbar. Und auch die Ausmaße, in denen sich unser Papierkonsum im Waldkahlschlag niederschlägt ist erschütternd: Industrielle, teilweise illegale Rodungen zerstören weltweit unsere Wälder, nehmen ganzen Bevölkerungen Anbauflächen für Lebensmittel, mindern die CO2 Aufnahme durch Bäume und schwächen oder zerstören das Ökosystem Wald. Jährlich werden rund 13 Millionen Hektar davon zerstört – das entspricht etwa dreimal die Fläche der Schweiz. Ein globales Problem: Indonesien verlor laut Experten zwischen den Jahren 2000 und 2010 doppelt so viel Waldfläche durch die Zellstoffindustrie als durch Palmölplantagen!
Wälder sind so wichtig für unser Klima, dass wir jetzt damit anfangen müssen sie zu stärken und aufhören müssen, sie zu zerstören. Durch Mehrweglösungen beim Transport kann dieser unnötige Verbrauch in einem erheblichen Ausmaß gesenkt und so zahlreiche Ressourcen eingespart werden!
[1] https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/378/publikationen/papier_-_wald_und_klima_schuetzen-reichart_1.pdf
[2] https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/ressourcenschonung/papier/30384.html
Wie werden die Gläser gereinigt?
Mehrweg ist nicht nachhaltig, schließlich muss das Glas jedes Mal gereinigt werden! Dabei geht viel Wasser und fossile Energie verloren. Ist das so? Natürlich wird das Glas immer wieder sorgsam gereinigt, bevor es erneut befüllt wird. Und das ist auch gut so! Und wie genau wird das Glas gereinigt? Mit Natron und heißem Wasser. Und natürlich ausschließlich mit Ökostrom! Sonst nichts. Ziemlich natürlich, hygienisch und umweltschonend! Ohne harte Chemie oder Abbauprodukte, die am Ende als Abfall anfallen. Dadurch, dass sehr viele Gläser auf einmal in einer Großen Anlage gereinigt werden fallen zudem nur kleine Mengen an Ressourcen auf jedes Glas an.
Ist Recycling nicht auch eine Lösung?
2019 haben wir in Deutschland über 6 Millionen Tonnen Plastikmüll verbraucht. Kein Wunder, dass weltweit pro Minute eine Lkw Ladung davon in unseren Ozeanen landet. Eine Katastrophe, die unwiderrufliche Schäden in unserem gesamten Ökosystem anrichtet. Die Deutschen haben ihren Kunststoff Konsum seit 1995 um ganze 105% gesteigert, in den letzten zwanzig Jahren allein haben sich die Plastikabfälle mehr als verdoppelt[1]. Deutschland bezeichnet sich selbst als Vorreiter in Sachen Recycling, die steigenden Recyclingquoten der letzten Jahre scheinen dafür zu sprechen. Oder? Ein genauerer Blick auf die Recyclinggeschichte sagt was anderes. Erst einmal: Die Hälfte unseres Mülls wird schlicht verbrannt, nicht recycelt. Eine einfache Lösung? Nicht nur, dass auf diesem Wege all die genutzten Ressourcen wortwörtlich in der Luft verpuffen, es ist auch schädlich. Je nach Art der Verbrennung entstehen zahlreiche Giftstoffe, die von der Umwelt kaum abgebaut werden: Jedes Jahr landen allein im Bergwerk Bleicherode in Thüringen 350.000 Tonnen der Filterrückstände deutscher Müllverbrennungsanlagen: Dioxine, Blei und Furane, in Salzlösung verflüssigt. In 15 Jahren ist das Lager voll.
Nun gut, kommen wir zu der angeblich anderen Hälfte des Plastikmülls: Was steckt dahinter? Während sich Deutschland mittlerweile mit einer Recyclingquote von ungefähr 45% schmückt, täuscht diese Quote über bittere Tatsachen hinweg: Recyclingquote, was bedeutet das denn genau? Sie bezeichnet die Menge Abfall, die bei einem Recyclingunternehmen landet, nicht das, was am Ende dabei herauskommt[2]. In Deutschland wird nur etwa 15,6% des Kunststoffmülls tatsächlich zu Rezyclat verarbeitet, also recyceltes Plastik wie wir es uns vorstellen. Der Rest ist nicht verwertbar, insbesondere Mischkunststoffe wie bei Lebensmittelverpackungen sind schwer oder gar nicht recyclebar.
Recycling ist teuer. Neues Plastik billig. Auch deshalb hat Deutschland die Nase vorn wenn es um Müllexporte ins Ausland geht. Aus den Augen aus dem Sinn. Nach den USA und Japan sind wir globaler Spitzenreiter: Eine Millionen Tonnen landen jährlich in Malaysia, der Türkei oder Indien[3]. In Malaysia gibt es mittlerweile 40 illegale Mülldeponien, die ihr giftiges Abwasser in Gewässer leiten und unter freiem Himmel Müll verbrennen. Aber nicht nur im fernen Ausland spielen sich diese unglaublichen Szenarien ab. Nach neuen Greenpeace Recherchen existieren allein in Brandenburg ungefähr 127 illegale Mülldeponien mit über 5 Millionen Tonnen Müll an Waldrändern oder auf Wiesenlandschaften. Jahrelang lagern unterschiedlichste, giftige Substanzen dort mitten in der Natur, vergiften Gewässer, Tiere und den Boden[4].
Es wird ganz klar: Einwegverpackungen machen eine Kreislaufwirtschaft unmöglich. Die Auswirkungen von Plastikmüll auf uns und unseren gesamten Planeten ist unverantwortlich. Das Mantra „Mit Recycling wird alles gut“ ist den Fakten zu folge bereits seit Jahrzehnten eine große Illusion und eben keine Realität. Und daran festzuhalten, nur um so weiter machen zu können wie bisher? Ist schlicht ignorant. Wobei die Lösung so einfach ist: Alles Mehrweg! Weil Kreislaufwirtschaft einfach sinnvoll ist.
[1] https://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/verbraucher-tipps/200113-nabu_tipps_plastik.pdf
[2] Plastikatlas 2019 Heinrich Böll Stiftung S. 37
[3] https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/abfall-und-recycling/26205.html
[4] https://www.greenpeace-magazin.de/aktuelles/reporter-finden-giftige-substanzen-auf-illegalen-halden